Einblicke mit Ausblick: Besuch beim Berliner Verlag und der Berliner Zeitung

7. Juli 2025

Ein Bericht von Leon Rzymkowski, BAJU32

Am 30. Juni 2025 haben die Studierenden des Studiengangs Journalismus und Unternehmenskommunikation der Media University Berlin den Berliner Verlag am Alexanderplatz besucht. Zuvor hatten sie sich schon in den Räumlichkeiten des Berliner Verlags mit dem Thema Medienethik beschäftigt – eine gute inhaltliche Grundlage für das, was sie vor Ort erwartete: Einblicke in die Redaktion der Berliner Zeitung, Diskussionen über mediale Verantwortung sowie persönliche Erfahrungen aus dem redaktionellen Alltag.

Der Besuch begann mit einem Rundgang durch das Verlagshaus, das seit seiner Rückkehr an den historischen Standort am Alexanderplatz mit moderner Raumgestaltung und einem offenen, medienübergreifenden Konzept beeindruckt. Besonders auffällig: Die Online- und Printredaktionen arbeiten zwar im selben Haus, sitzen aber räumlich klar getrennt. Dies spiegelte auch den redaktionellen Anspruch wider, beiden Ausspielwegen eine eigene Dynamik zu lassen – bei gleichzeitiger inhaltlicher Verzahnung.

Ein besonderes Highlight war der Zugang zur Dachterrasse des Verlagshauses: Von hier aus bot sich den Studierenden ein Panorama-Blick über ganz Berlin – inklusive direkter Sicht auf den Fernsehturm. Die Mischung aus historisch bedeutendem Ort und urbanem Medienzentrum machte Eindruck: Eine Studentin kommentierte augenzwinkernd: „Alleine schon wegen der Dachterrasse kann ich mir vorstellen, hier zu arbeiten.“

Im Anschluss begrüßten Moritz Eichhorn, stellvertretender Chefredakteur der Berliner Zeitung, und eine Alumna der Media University Berlin die Gruppe. Beide nahmen sich ausgiebig Zeit für ein Gespräch über aktuelle Entwicklungen im Journalismus, den Alltag im Redaktionsbetrieb und die Herausforderungen der Branche. Moritz Eichhorn, seit September 2023 stellvertretender Chefredakteur, kam 2021 als Politikredakteur zur Berliner Zeitung. Zuvor war er u. a. bei der FAZ, als Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und als Gründer eines MedTech-Start-ups tätig. Seine vielfältigen Erfahrungen aus Politik, Redaktion und digitalem Unternehmertum prägten auch die Gesprächsinhalte.

Auf die Frage nach der Bedeutung von Künstlicher Intelligenz im redaktionellen Alltag antwortete Eichhorn klar: „Vor KI habe ich im Moment noch keine Angst, weil die Texte enthalten zum Teil falsche Fakten oder ausgedachte Zitate.Dazu kommt, dass Texte, die zu mehr als 60 Prozent mit KI geschrieben wurden, bei Google News nie angezeigt werden. Dementsprechend nutzen und brauchen wir das auf keinen Fall bisher.“ Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem inhaltlichen Profil der Berliner Zeitung. Eichhorn betonte den Anspruch, Themen aus dem Osten Deutschlands sichtbarer zu machen und sich journalistisch pointiert zu positionieren: „Wir bei der Berliner Zeitung wollen auch den Osten mehr in den Fokus rücken und die Dinge anders angehen als andere Zeitungen. Wir schreiben kritisch, in Kommentaren sehr meinungsstark – und auch mal über etwas andere Themen.“

Im Dialog mit den Studierenden ging es zudem um publizistische Verantwortung, Redaktionskultur, Rechercheprozesse und das Zusammenspiel zwischen journalistischer Freiheit und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einem privat geführten Verlag. Der Besuch bot einen lebendigen Einblick in den Alltag einer traditionsreichen, aber gleichzeitig zukunftsorientierten Zeitung, die sich in einem sich wandelnden Medienumfeld behauptet. Für die Studierenden war es eine Gelegenheit, Theorie und Praxis zu verbinden – und ein Stück Berliner Medienrealität ganz unmittelbar zu erleben.