Haben Sie ein Lieblingsbeispiel für Medienaktivismus? Welche politische Gruppierung verdeutlicht das Potenzial von Medienaktivismus in Ihren Augen am besten?
Da gibt es sehr viele Beispiele. Da ich mich aber viele Jahre auch mit Indigenen Medien auseinandergesetzt habe, ist für mich das Beispiel der Zapatisten in Mexiko, und wie diese mit Hilfe nationaler und internationaler Unterstützungs- und Solidaritätsnetzwerke sowie unterschiedlicher Formen früher Internetkommunikation ihr Ringen um Menschen- und Landrechte globalisierten, besonders interessant. So gelang es den Zapatisten trotz staatlich kontrollierter Medien sich von einer regionalen indigenen Bewegung zu einer international vielbeachteten sozialen Bewegung und zu einem globalen Medienphänomen zu entwickeln.
Was sind die Vor- und Nachteile des Medienaktivismus?
Medienaktivismus ist ein Teil aktivistischer Praktiken, die erfolgreich oder weniger erfolgreich sein können. Social Media bieten etwa wunderbare Möglichkeiten zur Vernetzung und Verbreitung von Inhalten, erlauben es beispielsweise staatlichen Institutionen aber auch AktivistInnen zu überwachen und/oder zu manipulieren. Diese mediale Ambivalenz ist wichtig im Auge zu behalten.
Was ist das Ziel des Seminars?
Studierende erhalten anhand unterschiedlicher Fallbeispiele einen Einblick in das Phänomen Medienaktivismus. Dabei lernen sie die Verbindungen zu anderen Phänomenen und Themenkomplexen ebenso kennen, wie vielfältige theoretische Konzepte und konkrete methodische Ansätze, die sie dabei unterstützen sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Welche Projekte sind für Ihren Kurs noch geplant? Werden Ihre Studierenden auch praktisch arbeiten?
Studierende erhalten in diesem Kurs die Möglichkeit eigenständig Themen zu bearbeiten, zu präsentieren und in einem abschließenden Text ihre Ergebnisse zusammenzufassen. So werden in den kommenden Wochen Studierende Präsentationen über die Rolle von Instagram in der "Black Lives Matter"-Bewegung ebenso halten, wie über die gegenwärtige Situation der Zapatisten, eine von Indigenen initiierte soziale Bewegungen in Mexiko, die schon Mitte der 1990er Jahre massiv auf globale Unterstützungsnetzwerke und das Internet setzte.
Neben studentischen Projekten werden wir in den nächsten Wochen auch weitere medienaktivistische Fallbeispiele und damit zusammenhängende theoretische Konzepte und methodische Zugänge näher kennenlernen und diskutieren, von Anonymous und der Indignados Bewegung bis hin zu indigenen Medieninitiativen als Form kulturellen Aktivismus.
Herr Dr. Budka, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin ein erfolgreiches Semester.