Wofür statt wogegen: Prof. Maren Urner als Sachverständige in Öffentlicher Anhörung

Anfang Juli war Media University-Professorin Maren Urner eine der Sachverständigen in der Öffentlichen Anhörung „Bevölkerungsschutz“ im Ausschuss für Inneres und Heimat des Deutschen Bundestags. Die Aufzeichnung ist ein Jahr ab Veröffentlichung online abrufbar.

Prof. Dr. Maren Urner trägt ihre Stellungnahme vor. Screenshot aus der Aufzeichnung der Anhörung im Parlamentsfernsehen.

Prof. Dr. Maren Urner trägt ihre Stellungnahme vor. Screenshot aus der Aufzeichnung der Anhörung im Parlamentsfernsehen.

Auf den Antrag „Für einen modernen Bevölkerungsschutz, der den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist“ der Koalitionspartner sowie „Aus den Krisen lernen - Für einen starken Bevölkerungsschutz“ der Unionsfraktion fand am 3. Juli 2023 eine öffentliche Anhörung im Ausschuss für Inneres und Heimat des Deutschen Bundestags statt. Gemeinsam mit 9 weiteren Sachverständigen, darunter die Präsidentin des Technischen Hilfswerks Sabine Lackner und der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Dr. Maik Plischke, beantwortete Prof. Dr. Maren Urner darin die Fragen der Bundestagsabgeordneten.

In ihrer vorangegangenen Stellungnahme hatte Prof. Urner, die an der Media University Medienpsychologie lehrt, das Augenmerk auf den Kommunikationsaspekt beim Bevölkerungsschutz gelegt. Ihre These: Bevölkerungsschutz beginne im Kopf und brauche eine gut durchdachte Kommunikation. Zwei Risiken erläuterte sie in diesem Zusammenhang, verknüpft mit zwei Chancen: Das menschliche Gehirn erliegt einer Negativitätsverzerrung, genannt Negativity Bias, die zu einer priorisierten Verarbeitung negativer Informationen führt. Dazu kann eine Überbewertung der Auswirkungen negativer Ereignisse (Auswirkungs-Bias) kommen. Ein drittes Phänomen, die Verlustaversion, sorgt dafür, dass auch Verluste intensiver wahrgenommen werden. In Summe können diese Aspekte dazu führen, dass Menschen sich bewusst von den Bevölkerungsschutz betreffenden Themen abwenden. Die zweite Gefahr sei die miserable Risikobewertung durch unser Gehirn und seine Beeinflussung durch Angst als schlechtem Berater, wie Studien belegt haben: Angst kann im Gehirn zu Blockaden führen, Unsicherheit und empfundener Kontrollverlust im schlimmsten Fall zu Handlungsunfähigkeit. Im Stresszustand getroffene Entscheidungen haben oft eine nur kurzfristige Perspektive.

Demgegenüber stünden Selbstwirksamkeit sowie das Neuausloten von Gruppenzugehörigkeiten beziehungsweise die Besinnung auf ein gemeinsames Ziel. Dafür seien Zugang zu Informationen, das Schaffen von Vertrauen sowie Zugehörigkeitsgefühl im inklusiven Sinne die Voraussetzungen, wie Maren Urner auch in ihren Antworten auf die Fragen der Mitglieder des Bundestags darlegte. Die Frage nach dem „Wofür“ statt dem „Wogegen“ fördere Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft, was wiederum das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert.

Die Aufzeichnung ist ein Jahr unter https://www.bundestag.de/ausschuesse/a04_inneres/anhoerungen/955736-955736 abrufbar, ebenso die schriftliche Stellungnahme.

 

Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner wurde 2019 als Professorin an die Media University berufen. Sie lehrt in den Fachbereichen Psychologie sowie Journalismus und Kommunikation in den Studiengängen B.Sc. Medien- und Wirtschaftspsychologie sowie B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation.