Auf Einladung von Prof. Dr. Christian Hoffmann (Media University-Fachbereich Psychologie) referierte Angelika Gellrich zentrale Ergebnisse der vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen repräsentativen Studie, die seit 1996 alle zwei Jahre durchgeführt wird. Die Daten für den Zeitraum von 2018 bis 2022 zeigen einen geringfügigen Rückgang des Umweltbewusstseins in Deutschland. Zwar bezeichneten im vergangenen Jahr etwa 57 Prozent der Befragten das Thema Umwelt- und Klimaschutz als „sehr wichtig“. Die Themen Gesundheit, Bildung, soziale Gerechtigkeit sowie Kriege/Terrorismus aber wurden von der Mehrheit der Bevölkerung als relevanter eingestuft. Befragt nach einem ökologischen Strukturwandel der Wirtschaft, lehnten diesen nur 9 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen ab. 63 Prozent äußerten die Meinung, ein solcher Transformationsprozess sei angesichts des Ukraine-Krieges noch wichtiger als zuvor.
Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten
Als größte Barriere für einen sozial-ökologischen Wandel, so wurde beim Vortrag von Angelika Gellrich klar, entpuppt sich zunehmend die Sorge vieler Menschen, dass mit mehr Umwelt- und Klimaschutz steigende Lebenshaltungskosten verbunden seien. Im Hinblick auf den umwelt- und klimafreundlichen Umbau der deutschen Wirtschaft äußerten sich 81 Prozent der Befragten zustimmend. Unter denen, die einem ökologischen Strukturwandel eher skeptisch gegenüberstehen, befinden sich mehr Männer als Frauen, eher ältere Bürger:innen und Arbeitslose, aber zum Teil auch Personen mit einem sehr hohen ökonomischen Status. Zu denjenigen, die im Alltag sehr konsequent Umwelt und Klima zu schonen versuchen, zählen tendenziell eher Frauen, jüngere Menschen sowie in Westdeutschland Lebende.
Im Laufe der Diskussion mit Studierenden und Lehrenden wurde unter anderem die Frage erörtert, inwiefern auch Aspekte der Selbstwirksamkeit durch die Studie berücksichtigt werden. Dieser interessante Gesichtspunkt lasse sich vielleicht zukünftig stärker einbeziehen, sagte Angelika Gellrich. Außerdem machte die Expertin des Umweltbundesamtes auf eine „Lücke zwischen Bewusstsein und Verhalten“ aufmerksam.
„Abwehrverhalten“ gegen Umweltschutzmaßnahmen?
Bei der Erörterung der Daten stellte sich rasch heraus, wie schwierig es ist, das komplexe Thema Umweltbewusstsein empirisch zu erforschen. Prof. Dr. Ronald Freytag, Kanzler und Geschäftsführer der Media University, vermutete „eine Art Reaktanz“, die sich als „Abwehrverhalten“ gegen Umweltschutzmaßnahmen bei vielen Bürger:innen entwickle, wie beispielsweise Reaktionen auf Proteste der Initiative Letzte Generation zeigen würden. Media University-Prorektor Prof. Dr. Martin Beckenkamp wies darauf hin, dass das Vertrauen in Institutionen eine große Rolle spiele, um die Akzeptanz von Umwelt- und Klimaschutz zu steigern. Auch zu diesem Thema liefert die Umweltbewusstsein-Studie interessante Daten: Im vergangenen Jahr waren nur 30 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Bundesregierung genug für Umwelt- und Klimaschutz tue.
Die Termine weiterer Veranstaltungen der Media University-Ringvorlesung zum Thema „Transformation in Medien, Kommunikation und Wirtschaft“ werden in Kürze bekanntgegeben.